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Exhibition Sektion Bern/Romandie

3. Gruppe Ausstellung Brücken bauen Unterseen

04. July 2024 - 11. August 2024
Galerie Kunstsammlung Unterseen

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31. Juli - 11. August

Agnès Guhl
Agnes Hugi-De Massari
Alethea Eriksson
Alexandra Kunz
Anna Reber
Arlette Zurbuchen
Brigitta Pauli-Glutz
Christina Kläfiger
Denise Eyer-Oggier
Doris Althaus
Eve Stockhammer
Jacqueline Bachmann
Karola Dischinger
Khrissy Clement
Sabine Amstad
Sabina Schwaar
Ursula Bovey-Steiner
Ursi Lysser
Verena Romanens
Verena Wyss

 

Vorwort Ausstellung „Brücken bauen“
Wir begrüssen Sie herzlich in der dreiteiligen Ausstellung «Brücken bauen».
In einer Umbruchzeit wie der aktuellen, in der das Gegenwärtige als unsicher empfunden und Brücken abgerissen werden, ist unsere Solidarität und das Errichten von Verbindungen dringlicher denn je. Dazu leistet qualitatives Kunst- schaffen einen immensen Beitrag und setzt ein Zeichen.
Über 60 Künstlerinnen der SGBK, vorwiegend aus der Sektion Bern/Romandie, zeigen zum Ausstellungsthema «Brücken bauen» in der Galerie Kunstsammlung Unterseen und im denkmalgeschützten Stadthaus aus dem Spätmittelalter ihre faszinierenden Werke.
Die SGBK ist seit 1902 die Schweizerische Gesellschaft Bildender Künstlerinnen und ein Berufsverband. Sowohl für die etablierte als auch für die alternative Kunstszene bietet die SGBK den Künstlerinnen eine Plattform für ihre Anliegen. Wir möchten der Sichtbarkeit ihrer professionellen Arbeiten Rechnung tragen und unterstützend wirken. Die Freiheit, sich mit diversen Herangehensweisen auseinanderzusetzen, steht augenscheinlich im Vordergrund. Zahlreichen Künstlerinnen ist wichtig, sich keinen männlichen Klischees zu beugen, denn wie die Berner Künstlerin Meret Oppenheim schon in den 70er Jahren zu Bedenken ge- geben hat, gäbe es keine explizit «weibliche Kunst», sondern nur authentisches Kunstschaffen.
In den aktuellen Ausstellungen sind diverse Medien und aus unterschiedlichen Perspektiven vertreten. Es werden kulturelle und interreligiöse Brücken über Epochen und Zeiten geschlagen. Die Dimensionen des Kosmos werden befragt, die Magie und die Schönheit der Natur verehrt, die Interaktion zwischen alter Architektur und moderner Vision wird ausgereizt. Zahlreiche Formen, Farben, Materialien und Rhythmen leben von Symbolen und geistigen Verweisen auf ein Miteinander. Schliesslich lädt die Ausstellung auch ein in andere Dimensionen zu reisen und sich gleichzeitig ins innere Selbst zu versenken. Die lebendige Auseinandersetzung mit Kunst und Kunstschaffenden soll ebenso zu einer offenen und inklusiven Gesellschaft beitragen.
Wir wünschen Ihnen einen reichen Kunstgenuss mit vielen Entdeckungen.
Ursula Meier und Dominique von Burg, Kuratorinnen

 

Rundgang in der 3. Ausstellung „Brücken bauen“
Im Eingangsbereich begegnet das Publikum einer Figurengruppe mit dem für die Ausstellung leitenden Titel «Verbindung. Freundschaften brauchen keine Grenzen» der Künstlerin Doris Althaus. Die Keramikfiguren sind frei modelliert und bestehen aus einer Mischung von verschiedenen Steinzeugtönen und aus Porzellan. Fünf junge Frauen sitzen dicht gedrängt in einer lasziven Haltung auf einer gegenläufigen Treppe. Sie sind sich ihrer Reize bewusst und tragen sie ostentativ zur Geltung. Gleichwohl haben alle ihre Augen geschlossen und die Köpfe in entgegengesetzte Richtungen gedreht. In der Tat bilden die auf der Treppe sitzenden Frauenfiguren rein formal eine Brücke und ihre entspannten Haltungen zeugen von vertrauter Freundschaft. Eine gewünschte Dauerhaftigkeit wird durch die sogenannte Enkaustik-Malerei von Ursi Lysser manifestiert. Ihre Serie «Verflochtene Welten» kombiniert moderne Werkzeuge und essentielle Themen mit jahrtausendalter Technik der griechisch-römischen Antike, was eine einzigartige Illumination hervorbringt.
Beim Treppenaufgang begleitet uns die Fotoarbeit von Khryssi Clement in das 1.
Obergeschoss. Sie erinnert an eine zerborstene Kugel, die möglicherweise von Archäologen ausgegraben wurde. Mit ihrer intensiv blauen Farbe und wolkenähnlichen Konfigurationen vor tiefschwarzem Hintergrund könnte auch die Erde gemeint sein. Die Künstlerin lässt solche abstrakten Bilder aus der Interaktion auch zwischen alter Architektur und moderner Vision entstehen. Sie laden zu einer Reflexion über die Kontinuität der Zeit ein und darüber, wie die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst. Die in einem starken Hell-Dunkel-Effekt gehaltene geometrische Form verleitet zu zahlreichen Assoziationen. Clement nennt diese Kategorie ihrer Kunst «Icon Lights», also Lichtzeichnungen oder -malereien. Dabei können Farben, Streifen oder Blitze im Bild erzeugt werden und energetisieren gewisse «alte Orte».
Christina Kläfigers Arbeit im 1. Obergeschoss lebt von einer Spannung zwischen lichten, grauen und dunklen Zonen, die sich in mehreren Schichten überlagern und ergänzen. Weisse wolkenähnliche Gebilde ziehen über den oberen Bildrand und bewegen sich entlang des linken Bildraums in die Tiefe. Es scheint sich ein dynamisches Kräftespiel zu entfalten, das von Lichtstrahlen in aufleuchtendem Gelb erhellt wird. Über diesem Geschehen verstreben sich schwarze, gestische, zarte und kraftvolle Linien – gleich einem werdenden Spinnennetz – über die beiden Stoffbahnen und konzentrieren sich da und dort zu energiegeladenen Inseln. Mit diesem abstrakten Liniengeflecht visualisiert die Künstlerin ihren Wunsch nach Überwindung von Gräben ideologischer oder zwischenmenschlicher Art, um
damit unterschiedliche Sichtweisen zuzulassen, Verbindungen in einem Konsens zu suchen. Wie tragende Brücken entstehen, bezeugen zwei grosse hängende Kunstwerke. Die Arbeit «Step by Step» von Sabina Schwaar ist ein Kosmos strukturiert durch eine Anordnung mit kleinen und grossen Lebensrädern, die Durchblicke gewähren. Der Kunstvorhang «Jiskor», was soviel bedeutet wie «für jedes Kind eine Perle», gedenkt an den Kindermord während der Schoa und lässt damit das Grausame nicht in Vergessenheit geraten. Dieses Gemeinschaftswerk einer interreligiösen Gruppe wurde durch Eve Stockhammer initiiert.
In Form und Gestalt existieren in der Ingenieurkunst zahlreiche Brücken. Immer besteht die ursprünglich gedachte Funktion darin, zu überwinden und zu verbinden. Im Scherenschnitt «Tanz über den Alpen» führt uns die Künstlerin
Agnes Hugi-De Massari im Dachgeschoss die Kombination von Natur mit Kultur vor Augen. Tänzerinnen und Tänzer überwinden akrobatisch Täler zwischen Bergspitze zu Bergspitze. Der Maler und Kunsttheoretiker Wassily Kandinsky hat sich mit der Wechselwirkung zwischen Malerei und Musik auseinandergesetzt. Auch die poetisch-verspielten und gleichwohl mit Formen und Farben rhythmisierten Kompositionen von Ursula Bovey-Steiner sind nach der Musik gemalt und suchen nach einer ursprünglichen, gemeinsamen Wurzel. Eine Art Grammatik durchziehen ihre Improvisationen und Impressionen, so dass man zuweilen das Hören von Farben und das Sehen von Klängen wahrnehmen kann. Farbklänge verdichten sich zu Farbsymphonien, die berühren und Gefühle der Einheit aber auch einer Dissonanz auslösen. Eine Interdisziplinarität zeigt sich auch in den Malereien von Denise Eyer-Oggier. Es offenbaren sich gestisch-malerische Transformationen der arabischen Gedichte und Kalligrafien des palästinensischen Autors Mahmoud Darwich. Titel wie «Je marche» oder «J’oublie» lassen bereits eine grosse Tiefe und Melancholie erahnen, die aus den Gedichten sprechen. Die seelische Fragilität von zuvor gehegten Hoffnungen bannt die Künstlerin atmosphärisch auf die Leinwand.
Wieder zurück im 1. Obergeschoss blitzt in Arlette Zurbuchens Arbeit «Wenn Kunst Kriege stoppen könnte» ein Hoffnungsschimmer auf, denn Musik ist für einen gesellschaftlichen und internationalen Dialog ein konstruktives Instrument. Vielleicht schafft es die Musikerin in diesem Kunstwerk durch ihre Klänge die politisch Verantwortlichen zum Frieden umzustimmen? Auch wären sie dank ihrer universalen Wirkungskraft in der Lage, Gräben zu überbrücken. Kunst kann Menschen im Leben und Erleben zusammenführen und das hoffen wir auch mit dieser Ausstellung und den anregenden Kunstwerken zu bewirken.